KI-Transkription und Honorare: Warum halbe Arbeit nicht halben Preis bedeutet

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Das Aufnahmegerät ist ausgeschaltet, das Interview ist im Kasten. Früher begann an diesem Punkt der mühsamste Teil meiner Arbeit: Stundenlanges Tippen, Spulen, Korrigieren. Heute erledigt eine **KI-Transkription** den ersten Aufschlag in wenigen Minuten. Tools wie OpenAI’s Whisper oder Otter.ai liefern mir fast augenblicklich einen Rohtext, Zusammenfassungen und erste Strukturvorschläge. Das spart mir massiv Zeit – oft bis zu 50 Prozent des gesamten Workflows. Doch Vorsicht: Wer glaubt, die Arbeit sei damit erledigt, tappt in eine gefährliche Falle.

## Der kritische Blick bleibt unverzichtbar

Es wäre verlockend, das Ergebnis einfach zu kopieren und an den Kunden zu schicken. Doch die Realität der **KI-Transkription** sieht oft anders aus, als es die glänzenden Marketingversprechen der Tool-Anbieter suggerieren. Wenn ich mich an die Nachbearbeitung mache, erlebe ich regelmäßig, warum der Mensch im Prozess unersetzbar bleibt.

Die KI ist beeindruckend, aber sie „versteht“ nicht. Sie rechnet Wahrscheinlichkeiten aus. Das führt zu typischen Fehlerquellen, die einen Text ruinieren können:

* **Falsche Sprecherzuordnung:** In dynamischen Gesprächssituationen, wenn sich Interviewpartner ins Wort fallen, kommt die Software schnell durcheinander. Plötzlich wird dem CEO die Aussage des Praktikanten in den Mund gelegt.
* **Halluzinationen:** Das ist der tückischste Fehler. Die KI erfindet Sätze oder Halbsätze, die so nie gefallen sind, nur um eine grammatikalische Lücke zu füllen, die durch Nuscheln entstanden ist. Manchmal sind die Zitate bis zur Unkenntlichkeit verfremdet.
* **Verlorene Tonalität:** Ironie, Sarkasmus oder ein bedächtiges Zögern werden im reinen Text glattgebügelt. Ohne das erneute Anhören der Aufnahme geht die menschliche Nuance verloren, die ein gutes Porträt ausmacht.

Ich höre mir also trotz der schnellen Vorarbeit das gesamte Gespräch noch einmal an. Ich prüfe jedes Zitat, korrigiere Fachbegriffe, die die KI missverstanden hat, und sorge dafür, dass der „Sound“ des Textes stimmt. Das ist keine Kosmetik, das ist Qualitätssicherung.

## KI-Transkription, Effizienz und die Preisfrage

Hier kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt, der viele Dienstleister und Kunden derzeit beschäftigt. Wenn ich dank moderner Tools nur noch die Hälfte der Zeit benötige, ist meine Arbeit dann auch nur noch die Hälfte wert?

Die klare Antwort lautet: Nein.

Diese Haltung erfordert oft Erklärungsbedarf, ist aber betriebswirtschaftlich und qualitativ begründet. Zum einen sind die Tools selbst nicht kostenlos. Professionelle Enterprise-Lösungen für **KI-Transkription** und Textgenerierung kosten monatliche Lizenzgebühren, die erwirtschaftet werden müssen. Zum anderen bezahlt der Kunde nicht primär für meine abgesessene Zeit, sondern für das Ergebnis und meine jahrelange Expertise.

Die Fähigkeit, einen KI-generierten Text so zu redigieren, dass er journalistischen Standards entspricht, habe ich mir über Jahre erarbeitet. Ich erkenne die Fehler, die der Laie überliest. Würde ich nun stumpf 50 Prozent weniger abrechnen, würde ich mich selbst bestrafen – dafür, dass ich in moderne Infrastruktur investiere und effizienter arbeite.

## Ein fairer Mittelweg für beide Seiten

Natürlich wäre es genauso unseriös, so zu tun, als hätte sich nichts geändert, und stur 100 Prozent des alten Zeitaufwands abzurechnen, während die Software im Hintergrund rattert. Das Ziel sollte ein partnerschaftlicher Mittelweg sein.

Offenheit ist hier die Währung der Stunde. Ich kommuniziere meinen Kunden gegenüber transparent: „Ja, ich nutze KI-Support für die Fleißarbeit. Dadurch kann ich Ihnen schneller Ergebnisse liefern oder im gleichen Zeitrahmen tiefergehende Analysen erstellen.“

Die Erwartungshaltung „Doppelte Arbeit zum gleichen Preis“ oder „Halber Preis bei gleicher Qualität“ ist jedoch eine Milchmädchenrechnung, die langfristig nicht aufgeht. Qualitätssicherung, der menschliche Check und die redaktionelle Veredelung bleiben manuelle, kognitive Höchstleistungen. Werden diese weggespart oder im Preis gedrückt, leidet am Ende das Produkt.

Ich nutze die gewonnene Freiheit heute lieber, um meine Texte kreativer zu gestalten und strategischer zu denken, anstatt stundenlang Bandaufnahmen abzutippen. Das ist der wahre Mehrwert der KI – nicht das Preisdumping.

**Fazit**

KI-Tools revolutionieren die Fleißarbeit, ersetzen aber nicht die redaktionelle Sorgfalt. Wer hochwertige Ergebnisse will, muss auch in Zeiten der Automatisierung für die Expertise bezahlen, die aus einem Rohtext einen lesenswerten Artikel macht.

Benötigen Sie Unterstützung bei der Erstellung hochwertiger Inhalte, die technologische Effizienz mit menschlichem Qualitätsanspruch verbinden? Schreiben Sie mir – lassen Sie uns über Ihre Projekte sprechen.

### Quellen
https://www.medinfoweb.de/detail/nachricht/ki-tool-verfaelscht-patientengespraeche/
https://www.ki-wandel.de/ki-halluzinationen-fehler-erkennen-und-beheben/

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