Mein Cursor blinkt in der Excel-Tabelle. Ich tippe ein paar Stichworte ein, drücke Enter und lehne mich kurz zurück. Es ist ein befriedigendes Gefühl. Im Hintergrund springt mein **KI-Workflow** an. Gemini greift sich meine Notizen und verwandelt sie in einen strukturierten Text. Ein weiteres Modul analysiert diesen Entwurf und extrahiert eine knackige Headline, damit WordPress später Titel und Inhalt sauber getrennt verarbeiten kann. Parallel dazu – und das ist der Teil, der mich immer noch fasziniert – generiert ein drittes Skript einen detaillierten Image-Prompt für den Header. Zumindest in der Theorie. Denn genau hier hakt es gerade noch. Warum das Bild nicht direkt erstellt wird, sondern irgendwo in der Schnittstelle hängen bleibt, ist mein aktuelles Rätsel. Aber ich bin dran.
Vor ein paar Monaten hätte mich dieser Fehler noch zur Weißglut gebracht. Ich erinnere mich gut an die zähen Anfänge. Da war mehr Frust als Lust. Doch gerade läuft es besser. Es macht sogar Spaß. Wenn die Rädchen ineinandergreifen, spürt man die immense Kraft dieser Technologie. Wieder mal bewahrheitet sich das alte Sprichwort von Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Theorie ist wichtig, keine Frage. Wir können stundenlang über Large Language Models philosophieren. Aber erst, wenn wir die Hände schmutzig machen und die Kabel virtuell selbst verlegen, verstehen wir, was hier eigentlich passiert. Wir müssen anpacken. Ausprobieren. Und ja, auch scheitern, um den Fehler dann zu finden.
Der KI-Workflow entsteht nicht in der Mittagspause
Genau an diesem Punkt sehe ich das größte Missverständnis in vielen Unternehmen. Ich spreche oft mit Führungskräften, die sich wundern, warum die digitale Transformation bei ihnen stagniert. Die Antwort ist simpel, aber unbequem. Eure Leute können das nicht mal eben nebenbei lernen. Wer glaubt, dass Mitarbeiter komplexe Automatisierungen oder den effektiven Umgang mit generativer KI in der Mittagspause oder nach Feierabend meistern, irrt gewaltig.
KI-Kompetenz ist kein Soft Skill, den man durch ein kurzes Webinar inhaliert. Es ist Handwerk. Um einen funktionierenden Prozess aufzusetzen, wie ich ihn oben mit Excel und Gemini beschrieben habe, braucht man Fokus. Man benötigt Zeit, um sich in die Logik der API-Schnittstellen einzudenken. Man muss verstehen, warum ein Prompt heute funktioniert und morgen Halluzinationen produziert. Das erfordert tiefe Konzentration, kein schnelles Umschalten zwischen Tagesgeschäft und Lernphase.
Daher mein dringender Appell an alle Arbeitgeber: Schaufelt die Schreibtische frei. Gebt euren Teams die Zeit, die sie wirklich brauchen. Ich rede nicht von einem Freitagnachmittag. Stellt sie zwei bis vier Wochen von ihren regulären operativen Aufgaben frei. Lasst sie in dieser Zeit üben. Lasst sie Fehler machen. Gebt ihnen den Raum, gegen Wände zu laufen und Lösungen zu finden. Nur so entsteht echtes Verständnis.
Investition in Fehlerkultur zahlt sich aus
Vielleicht klingt das radikal. Einen Mitarbeiter vier Wochen aus dem Tagesgeschäft zu nehmen, kostet Geld. Doch der Return on Investment ist greifbar. Ein Mitarbeiter, der einmal verstanden hat, wie er seine Routineaufgaben mittels KI automatisieren kann, spart dem Unternehmen auf Jahre hinweg hunderte Arbeitsstunden.
Das Experimentieren führt zu maßgeschneiderten Lösungen. Keine gekaufte Standard-Software kann so effizient sein wie ein Workflow, den ein Mitarbeiter selbst für seine spezifischen Probleme gebaut hat. Er kennt die Schmerzpunkte. Wenn er die Werkzeuge beherrscht, baut er sich seine eigene Linderung. Das motiviert ungemein.
Ich sehe es an mir selbst. Der Ärger über das fehlende Bild in meinem Prozess ist kein Frust mehr, sondern eine sportliche Herausforderung. Weil ich die Zeit habe, mich darum zu kümmern. Weil ich weiß, dass die Lösung meinen Arbeitsalltag dauerhaft erleichtern wird. Diese Mentalität müssen wir fördern. Weg vom „Mach das mal eben mit“ hin zum „Nimm dir die Zeit, es richtig zu durchdringen“.
Wer Innovation will, muss Freiraum gewähren. Die Transformation der Arbeitswelt geschieht nicht durch Anweisung von oben, sondern durch das Tüfteln an der Basis. Lassen wir die Leute tüfteln. Das Ergebnis wird mehr wert sein als jede theoretische Schulung.
Fazit: Echte Digitalisierung entsteht durch Tun, nicht durch Reden. Dafür brauchen wir Zeit und den Mut, Fehler als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren. Wenn Sie Unterstützung dabei brauchen, diese Freiräume in Ihrem Unternehmen sinnvoll zu strukturieren oder Ihre Teams fit für die Praxis zu machen, sprechen Sie mich an. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie wir Ihre Workflows zum Fliegen bringen.
Quellen
https://www.microsoft.com/en-us/worklab/work-trend-index/will-ai-fix-work (Microsoft Work Trend Index 2023 zur Notwendigkeit von KI-Skills)
https://hbr.org/2023/09/how-to-train-your-employees-on-ai (Harvard Business Review über KI-Training)


